Homeoffice und Nachhaltigkeit Visualisierung

Sustainability vs. New Work: Diesen vier Fragen sollten Unternehmen mit Homeofficekultur sich jetzt stellen

Sustainability vs. New Work: Diesen vier Fragen sollten Unternehmen mit Homeofficekultur sich jetzt stellen

Neue flexiblere Arbeitsmodelle fassen in immer mehr Organisationen Fuß: Neben den Chancen für die Mitarbeitenden selbst, schwingt dabei vielfach auch eine gewisse Erwartung mit, dass sich diese Entwicklungen positiv auf die Emissionsbilanzen auswirken. Die Rechnung lautet: Wenn mehr Menschen im Homeoffice arbeiten, entstehen weniger Emissionen auf dem Weg zum und im Büro. Das greift allerdings zu kurz, denn während in den Unternehmen Energie und Ressourcen eingespart werden, fallen bei den Angestellten höhere Verbrauche an als zuvor. Daher braucht es eine differenzierte Auseinandersetzung, um auch im Zusammenhang mit New-Work-Konzepten für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen und Mitarbeitende mit diesen Sorgen nicht allein zu lassen. Was Wissensaufbau damit zu tun hat und mit welchen vier Fragestellungen Unternehmen das Thema angehen können.

Der Arbeitsalltag ist in vielen Organisationen längst nicht mehr ans Büro gebunden: Laut statistischem Bundesamt erledigte im Jahr 2021 immerhin jede:r vierte Beschäftigte, den Job mindestens teilweise von zu Hause aus. Egal ob zu 100 Prozent aus dem Homeoffice oder in hybriden Modellen gearbeitet wird, die flexibleren Ausgestaltungen der Arbeitsumgebung und –zeiten zählen meiner Wahrnehmung nach für viele Arbeitnehmende neben dem Digitalpush zu DEN Errungenschaften der Coronapandemie. So weit so wunderbar. Und neben neuen Freiheiten und vielfach besserer Vereinbarkeit von Joballtag und Freizeit, scheint die Homeoffice-Welle noch einen weiteren Vorteil gebracht zu haben: Nämlich das Reduzieren von arbeitswegbedingten Emissionen und dafür eingesetzten Ressourcen. Das Arbeiten im Homeoffice sollte also ziemlich gut für Umwelt und Klima sein – oder nicht?

Welchen Nachhaltigkeits-Push kann das Homeoffice wirklich leisten?

Es stimmt, wer von zu Hause aus arbeitet, reduziert meist zunächst einmal seinen CO2-Fußabdruck: Je nachdem, ob Mitarbeitende ihren Arbeitsweg mit dem Pkw, ÖPNV, Fahrrad oder sogar zu Fuß zurücklegen, fällt diese Ersparnis allerdings unterschiedlich hoch aus. Und damit offenbart sich schon die Krux: Davon auszugehen, dass alle Menschen, die von zu Hause arbeiten, weniger Emissionen verursachen als sie es an ihrem Arbeitsplatz im Büro täten, vernachlässigt einen entscheidenden Faktor: Die Voraussetzungen sind dabei so individuell wie die Menschen selbst und können nicht einer großen Pauschalrechnung betrachtet werden. Und so großartig neue und flexiblere Arbeitsmodelle auch sind, – ich selbst spreche mich ausdrücklich für eine Loslösung festgefahrener Strukturen mit Büroanwesenheitszwang aus – so ist die Arbeit im Homeoffice keineswegs inhärent umweltfreundlich. Hier ist eine differenzierte Betrachtung verschiedener Einflussfaktoren notwendig.

Die Gretchenfrage: Wie nachhaltig agieren Mitarbeitende in den eigenen vier Wänden?

Zunächst noch einmal zu den Potenzialen: Durch vermehrte Heimarbeit und damit verbundene digitale Termine fallen auch viele Geschäftsreisen weg – das spart natürlich Ressourcen und Emissionen ein; wirkt sich also in der Klimaschutzbilanz eines Unternehmens positiv aus. Zusätzlich lässt sich meist auch der Energieverbrauch für Heizung oder Klimaanlage im Unternehmen sowie für die Strom- und Internetnutzung runterpegeln, wenn Teile der Belegschaft zu Hause bleiben. Nun kommen wir aber zu den Stolpersteinen: Der Energiebedarf verschwindet dann nicht komplett, er entsteht lediglich an anderer Stelle – nämlich bei den Angestellten. Bereits in der Organisation umgesetzte Anstrengungen, wie der Bezug von grünem Strom oder nachhaltige Wärmenutzungskonzepte, drohen ihre Wirkung zu verlieren, wenn im Homeoffice nicht mindestens in ähnlichem Maße im Sinne der Nachhaltigkeitsagenda operiert wird.

Um das einmal zu illustrieren: Statista erhob 2019, dass lediglich 12,67 Millionen Personen in Deutschland reinen Ökostrom bezogen hätten – zwar mag der Anteil seither gestiegen sein, allerdings sollte ein Unternehmen im Zweifel eher davon ausgehen, dass längst nicht alle Arbeitnehmenden zu Hause auf grünen Strom setzen. Und natürlich liegen Themen wie dieses, welche sich auf den Wohnsitz der Mitarbeitenden beziehen, außerhalb der Handhabe des Unternehmens. Wer seine Leute mit diesen Themen allerdings völlig sich selbst überlässt, agiert inkonsequent – und betreibt noch dazu Augenwischerei über den tatsächlichen CO2-Abdruck seiner Firma.

Vier Aspekte für mehr Nachhaltigkeit im Homeoffice

Wenn sich Organisationen mit dem Zusammenhang von New-Work-Konzepten und Nachhaltigkeit auseinandersetzen wollen – hier sind vier grundlegende Fragen, die aus meiner Sicht als guter Startpunkt dienen können:

  1. Wie können wir mit digitalen Tools den Ressourceneinsatz reduzieren?

Durch digitale Kollaboration können Dokumente ja bereits vielfach digital verbreitet und müssen nur noch in den wenigsten Fällen physisch geteilt werden. Sind auch Verwaltungsprozesse entsprechend digitalisiert, müssen auch interne Dokumente wie Arbeitsverträge oder Vereinbarungen nicht mehr gedruckt und hin- und hergeschickt werden – digitale Verschlüsselungs- und Signaturtools machen es möglich. Das spart neben Papier und Portokosten auch noch viel Zeit.

  1. Können wir unseren Mitarbeitenden ein attraktives Angebot für die Nutzung klimafreundlichen Stroms unterbreiten?

Hier wäre etwa eine Corporate-Benefits-Kooperation mit einem passenden Stromanbieter denkbar oder eine Incentivierung durch eine kleine Bonuszahlung bei Nachweis eines passenden Stromvertrags – Voraussetzung bei letzterem ist natürlich, dass die Belegschaft private Informationen überhaupt mit der Company teilen möchte.

  1. Haben unsere Mitarbeitenden ein Bewusstsein für die achtsame Nutzung ihrer Endgeräte?

Auch im Homeoffice sollten Teammitglieder eine energiesparende Nutzung von Geräten anstreben und ihre Laptops etwa nach Feierabend ausschalten und nicht im Standby- oder Ruhemodus weiterlaufen lassen. Doch darüber hinaus gilt es auch, umsichtig mit den Endgeräten umzugehen, damit diese lange nutzbar sind. Dazu zählt auch, dass Laptops sicher aufbewahrt werden – besonders wenn im Homeoffice kein abgetrennter Arbeitsplatz verfügbar ist, sondern am Küchentisch o.ä. gearbeitet wird.

  1. Können wir unsere IT-Prozesse und Tools klimafreundlicher ausrichten?

Und zu guter Letzt: Je dezentraler und digitaler die Company agiert, desto umfangreicher sind die Umweltauswirkungen der genutzten IT-Infrastruktur: Dabei lohnt ein Blick auf den Energiebedarf genutzter Software und Tools sowie Rechenzentren und Cloud-Anwendungen. Denn bislang unterschätzen viele den tatsächlichen Einfluss von Datenströmen und -speicherung für den Planeten.

Gemeinsame Basis schaffen: Nachhaltigkeitswissen aufbauen und verankern

Doch nicht nur im Zusammenhang mit dem Einfluss digitaler Anwendungen auf Umwelt und Klima besteht noch große Unsicherheit. Grundsätzlich ist das Themengebiet Nachhaltigkeit sehr groß und betrifft alle unsere Lebensbereiche – das überfordert viele Menschen, da sie nicht wissen, wo sie überhaupt anfangen sollen. Genau aus diesem Grund braucht es einen transparenten Dialog zu Verhaltensweisen und Erfordernissen für einen nachhaltigen beruflichen Alltag, der alle abholt. Das gilt für alle Unternehmen, besonders aber für hybride Organisationen, in denen sich ein Großteil dieses Alltags in den eigenen vier Wänden der Arbeitnehmer:innen abspielt. Basis dieses Dialogs ist ein grundlegendes Verständnis von Nachhaltigkeit – denn nur wenn alle im Unternehmen wirklich wissen, worüber gesprochen wird und wieso das Ganze wichtig ist, können gemeinsame Bemühungen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz Erfolg haben. Entsprechendes Grundlagenwissen kann über digitale Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote, bei denen die Belegschaft im eigenen Tempo lernt, besonders gut aufgebaut werden – auch unser Angebot der XU School of Sustainability geht auf diesen Bedarf ein. Haben alle entsprechendes Know-how aufgebaut, besteht eine echte Grundlage, damit alle in ihrem Alltag nachhaltigere Entscheidungen treffen und im Sinne der Klimaschutzziele agieren können – egal von wo sie arbeiten.

Mein Fazit: Let’s get the ball rolling

Abschließend gilt mein Appell allen, die bisher davor zurückgeschreckt sind, ihren Zeh in den digitalen Pool zu stecken: Seid mutig und traut euch! Die Chancen standen nie so gut wie heute. Das Wissen und die Fähigkeiten, die ihr für euren neuen digitalen Traumjob braucht, könnt ihr euch auch ohne Studium aneignen. Und allen Entscheider:innen und Personaler:innen, die das noch nicht tun, möchte ich raten: Keep an open mind! Es gibt sehr viele motivierte Menschen, die einfach nur eine Chance brauchen. Lasst uns genau diese Menschen unterstützen – dann wird es richtig gut, versprochen!  

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