lebenslanges lernen

Keine hohlen Phrasen mehr: Warum Lernen für die Zukunft schon heute zur gelebten Realität werden muss

Keine hohlen Phrasen mehr: Warum Lernen für die Zukunft schon heute zur gelebten Realität werden muss

Alle reden über lebenslanges Lernen – doch erreichen wir damit die Beschäftigten? Nein, das Motiv vom Lernen um des Lernens willen ist sogar kontraproduktiv und schreckt viele Menschen ab. Vielmehr muss jede:r einzelne verstehen, was beim Lernen für die Zukunft für ihn oder sie tatsächlich rausspringt.

Die moderne Arbeitswelt hat mit der unserer Großeltern und Eltern nur noch wenig zu tun. Und damit meine ich nicht etwa, dass wir heute vor allem per E-Mail und Videocall kommunizieren anstelle mit Briefen und Faxen. Viel wesentlicher ist doch folgende Tatsache: Die jüngste Generation der Arbeitnehmer:innen ist sich vollends darüber bewusst, dass sich ihre berufliche Tätigkeit bis zum Ruhestand mehrfach verändern wird. Denn die Zeiten, in denen Menschen einen Beruf erlernen und diesem dann ihr gesamtes Leben nachgehen, sind vorbei. Das kann man als unangenehm oder gar bedrohlich empfinden – besser beraten ist allerdings, wer es als echte Chance begreift. Denn der Eintönigkeitsfalle eines immer gleichen Jobs, bei dem man jeden Tag derselben Aufgabe nachgeht, werden wohl die wenigsten von uns zum Opfer fallen. Der Preis dafür ist aber eine gewisse Wandlungsbereitschaft – also der Wille oder auch der Mut, sich kontinuierlich Wissen und neue Fähigkeiten anzueignen. Lernen wird zum integralen Bestandteil der Arbeitswelt.

Am Lernen führt kein Weg mehr vorbei – die meisten wissen das

Viele Beschäftigte erkennen die Bedeutung des Lernens im professionellen Kontext bereits an: Einer Forsa-Umfrage zufolge bewerten ganze vier von fünf Befragten berufliche Weiterbildung als wichtig oder sehr wichtig. Das lese ich gerne. Erfreulicherweise ist auch die Teilnahmequote für Weiterbildungsmaßnahmen in deutschen Unternehmen im vergangenen Jahr gestiegen: Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung erreichte sie erstmals 60 Prozent – so viel wie noch nie. Zum Vergleich: 2018 lag sie noch bei 54 Prozent. Und während dieser Trend Hoffnung macht, beschäftigt mich die Frage, weshalb ganze 40 Prozent bisher noch nicht von dem Lernen für den beruflichen Alltag profitieren können oder wollen. Immerhin zeigen zahlreiche Studien, dass sich die Aufgabenfelder vieler Erwerbstätiger in den kommenden Jahren verändern werden. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales erwartet etwa, dass sich rund 40 bis 50 Prozent aller Beschäftigten schon bis 2030 in einem digitalen Jobprofil neu qualifizieren müssen.

Ein neues Framing muss her: Lernen ist das New Normal

Wo hakt es dabei genau? Meiner Erfahrung nach, birgt die Erkenntnis, dass Lernen und Weiterbildung in allen Jobs unverzichtbar sind, für viele einen faden Beigeschmack – besonders dann, wenn der Begriff lebenslanges Lernen ins Gespräch kommt. So scheint mir, dass viele ihn immer noch mit dem Bild ewigen Schulbankdrückens verknüpfen. Mehr noch, mit einer Art Anfängerstatus oder dem der ewig Unwissenden. Verständlich also, dass sich einige Menschen von der Annahme, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten würden nie ganz ausreichen, unter Druck gesetzt fühlen können.

Hier liegt ein klares Framing-Problem vor: Es geht nicht darum, nicht gut genug zu sein, sondern noch besser zu werden! Führungskräfte und Personaler:innen können hier gegensteuern, indem sie ihrer Belegschaft ein anderes Verständnis vermitteln: nämlich, dass Lernen ganz selbstverständlich zum Arbeitsalltag gehört. Frei nach dem Motto: Wir alle lernen jeden Tag dazu und das ist gut so.

Der Knackpunkt: Was habe ich davon?

Damit diese Mentalität glaubhaft Fuß fassen kann, ist es jedoch zentral, dass alle Beteiligten wissen, was konkret für sie selbst drin ist. Für Mitarbeitende geht es natürlich darum, nicht den Anschluss zu verlieren – kurz gesagt, um die eigene berufliche Zukunft. Neues Wissen und neue Skills bringen allerdings auch frische Möglichkeiten und Perspektiven mit sich: Langeweile und chronische Unterforderung werden damit unterbunden. Auch Überforderung kann damit vermieden werden, wenn jede:r eben genau die Förderung erhält, die er oder sie benötigt. Und hier liegt noch ein großes Potenzial vor: Jede:r kann individuell gefördert und gefordert werden – das bringt im besten Fall einfach auch jede Menge Spaß und motiviert enorm. Für Arbeitgeber:innen und Führungskräfte heißt das im Umkehrschluss: Die Belegschaft ist zufriedener, fühlt sich besser wertgeschätzt und kann durch das regelmäßige Lernen noch bessere Arbeit machen. Alle können nur gewinnen!

How to: So wird Lernen zur Selbstverständlichkeit

Aber wie schaffen es Entscheider:innen und Belegschaft gemeinsam, dass die Lust aufs Lernen für alle zur gelebten Realität wird? Mit diesen drei Schritten können Sie den Grundstein legen:

1. Zeit und Raum schaffen: Wer Weiterbildung und Lernformate on top zu seinen normalen Aufgaben wahrnehmen soll, steigt meist schon bei der Einladung im E-Mailpostfach gedanklich aus. Besser ist, Lernen als vollwertigen Teil der Arbeitszeit zu etablieren – so wird auch der Stellenwert klar: Das gehört ab sofort für uns zum Alltag. Dafür halten Führungskräfte außerdem Rücksprache mit der Belegschaft und reduzieren die operativen Zielvorgaben, sodass Lernen gar nicht erst zum Treiber für Burnout und Überlastung wird.
2. Individuelle Fördermöglichkeiten entwickeln: Wichtig ist zudem, dass die Lernangebote wirklich zum Alltag der Mitarbeitenden passen. One-Fits-All-Lösungen, von denen nur ein Bruchteil inhaltlich profitiert, sind fehl am Platz. Bei der Planung und Gestaltung können übrigens auch externe Expert:innen unterstützen, die den Lernbedarf der Mitarbeiter:innen individualisiert analysieren und entsprechende Angebote planen.
3. Manager:innen gehen mit gutem Beispiel voran: Und zu guter Letzt sollten sich Führungskräfte ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und keine Scheu davor haben, ebenfalls dazu zu lernen und das auch ihren Mitarbeitenden gegenüber selbstbewusst vertreten. Denn die Veränderung der Arbeitswelt diskriminiert nicht – sie macht also auch vor den Chefetagen keinen Halt.

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